No Limits

7. Oktober · 18.00 Uhr · Palais/Kulturbrauerei
AufTakt NO LIMITS
Revue mit Theater RambaZamba & Gästen


AufTakt NO LIMITS - das Theaterfestival setzt erst mal auf Musik. Bevor Theaterensembles aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien das internationale Gastspielprogramm bestimmen, eröffnet NO LIMITS den Festivalreigen mit einer musikalischen Geburtstagsrevue und gratuliert der Kunstwerkstatt Sonnenuhr und ihrem Theater RambaZamba zum fünfzehnjährigen Bestehen! Lang ist die Liste der Erfolge, Preise und Auszeichnungen, die das bundesweit einmalige Projekt mit seinen so genannten geistig behinderten KünstlerInnen und SchauspielerInnen verbuchen kann. Lang ist die Liste der FreundInnen und KünstlerInnen der so genannten regulären Kulturszene, die im Laufe der Jahre mit Kunstwerkstatt und Theater gemeinsam spannende Projekte verwirklicht haben. Kein Wunder also, dass Theater RambaZamba bei der Ausgestaltung dieses einmaligen Geburtstagsprogramms jede Menge alter und neuer Weggefährten begrüßen kann - vom Frauenblasorchester Berlin bis zur Schauspielerin Angela Winkler. Dafür, dass nach Revue und Buffet der Abend seinen fulminanten Abschluß findet, sorgt die Hamburger Band kUNDEkÖNIG.



kUNDEkÖNIG gehen ins Zwielicht. Dorthin, wo nichts ist, wie es scheint. Für ihr neues Programm haben sich die Musiker bei den sehr eigenen Werken unbekannter europäischer Bands umgetan, aus Norwegen etwa oder aus Polen, und daraus ihre ganz eigenen Stücke entwickelt. Skurrile Musik und finstere Texte für genauso finstere Gestalten.
kUNDEkÖNIG sind im September 2002 als Seitenprojekt zu station 17 bei alsterarbeit in Hamburg entstanden. Sechs Behinderte und ein nicht Behinderter spielen aktuell in der Formation.
Künstlerische Leitung kUNDEkÖNIG: Christoph Grothaus

KUNDEkÖNIG sind
Peter Burhorn dr
Florian Busche b
Robin Enxing voc, git
Thorsten Graf voc, git, akkordeon, kl
Lisa Radziejewski voc, akkordeon
Carsten Schnathorst voc, key
Sebastian Stuber voc, key





8. Oktober · 20.00 Uhr und 9. Oktober · 16.00 Uhr · Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Theater RambaZamba (Berlin/D)
Premiere
Nosferatu - Die leeren Häuser...


Das Theaterprogramm von NO LIMITS startet mit einer Premiere. Theater RambaZamba, das seit 15 Jahren national wie international erfolgreiche Berliner Ensemble mit geistig behinderten KünstlerInnen, holt den Stummfilmklassiker "Nosferatu" aus dem Reich des Todes in die Welt der Lebenden, aus dem Filmarchiv auf die Theaterbühne zurück. Durch den ungewöhnlichen Umgang mit eigens für die Inszenierung gebauten Klangskulpturen des Bildhauers Paul Fuchs, konfrontieren die Akteure die Filmbilder mit völlig anderen Klanggesten und lassen sie auf einer cinemaskopischen Bühne durch theatrales Spiel in neuem Licht erscheinen. Murnaus "Nosferatu- Sinfonie des Grauens" ist dabei wichtiger Teil der Performance, die sich als multimediales Spektakel zwischen Stummfilm, Theater, Musik, Sprache, Bewegung und Tanz bewegt. Für Ensemble und Regie ein reiches Versuchsfeld, für das Publikum eine verblüffende Verortung der Nosferatu-Geschichte im Hier und Jetzt - getreu der vampiristischen Einsicht, es gibt Schlimmeres als den Tod...
Regie: Klaus Erforth




Vernissage 9. Oktober · 14.30 Uhr · Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Ausstellung Sonnenuhr (Berlin/D)
15 Jahre Lebenswut


Lebensmomente: Blut. Lebenssäfte. Langeweile. Lebensgier. Depressionen. Sex. Party. Sterben. Räusche. Lebenswut. Unglück. Glück. Liebe. Mann. Frau. Mann. Mann. Frau. Frau. Nosferatu. Vogelgrippe. Pest. 12 KünstlerInnen der Kunstwerkstatt Sonnenuhr zeigen Arbeiten, die parallel zur Inszenierung "Nosferatu - Die leeren Häuser..." von Theater RambaZamba entstanden sind. (Eintritt frei)





9. Oktober · 18.30 Uhr · Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Theater RambaZamba & Gäste
Das Nosferatu-Spektakel


Nosferatu und andere Blutsaugereien unserer Zeit bestimmen das Spektakel im Anschluß an die Aufführung. Die mit Otto Sander, Rolf Eden und Ades Zabel illuster besetzte Jury bittet zum öffentlichen Nosferatu-Casting für Jedermann. Während die Beiß- und Saugmaschine die Zukunft verheißt und eine Fire-Cut-Version bizarre Feuerbilder generiert, können BesucherInnen bei der Videoke-Performance interaktiv in Film- und Theaterszenen von RambaZamba mitwirken oder im improvisierten Fernsehstudio den Nachrichten der ewig Untoten folgen. Und schlussendlich erinnert die Hommage auf Tadeusz Kantor an dunkle Kapitel deutscher Geschichte, in einer Installation von Jonathan Meese mit KünstlerInnen von Sonnenuhr und RambaZamba. (Eintritt frei)




9. und 10. Oktober · 20.00 Uhr · Kesselhaus/Kulturbrauerei
Neville Tranter´s Stuffed Puppet Theatre (Amsterdam/NL)
schicklgruber alias adolf hitler


Neville Tranter, in Toowoomba/Australien geboren und mittlerweile mit seinem Stuffed Puppet Theatre in Amsterdam beheimatet, ist der ungekrönte König der Puppenspieler-Zunft. Er besitzt die Gabe, mit seinen lebensgroßen sprechenden Puppen Bilder zu kreieren, die sich auf die Netzhaut brennen und lange in Erinnerung bleiben. In "Schicklgruber" setzt Neville Tranter mit schwarzem Humor und tödlichem Ernst Hitlers Geburtstag in Szene. Berlin, 20. April 1945. Eine Handvoll Menschen sitzt in einem verdreckten Bunker. Die Decke droht einzustürzen, die Telefonleitungen sind unterbrochen. Der Vormarsch der Roten Armee kündigt sich bereits in den Straßen an. Die selbsternannten Auserwählten jedoch lassen sich ihre gute Laune nicht verderben - es gilt, den 56. Geburtstag des Führers zu feiern. Jedem ist klar, das Ende naht. Es ist nur eine Frage der Zeit. Dies ist der Moment, in dem Neville Tranter auftaucht. Bewaffnet mit seinen Puppen beginnt er, die angespannte Situation zu hinterfragen... In der Rolle von Heinz Linge, dem Kammerdiener Hitlers, setzt Neville Tranter das Endzeit-Kabinett mit Eva Braun, Reichsmarschall Hermann Göring und Frau sowie Propagandaminister Joseph Goebbels und Familie in Szene - großartiges Theater, das in seinem Einfallsreichtum, seiner Doppelbödigkeit und der Genauigkeit des Blicks jede filmische Umsetzung in den Schatten stellt.

"Schicklgruber ist ein neues Meisterwerk des Theaterzauberers Tranter, das glückliche Ende einer Gratwanderung. Er hat die deutsche Nacht inszeniert und ihren Dämon: einen armseligen, an Karotten nagenden Hundebesitzer." (Süddeutsche Zeitung)

In englischer Sprache.





10.-14. Oktober · 14.00-18.00 Uhr · Maschinenhaus/Kulturbrauerei
Grenzenlos Theater
Workshop


NO LIMITS präsentiert einige der professionellsten integrativen Theatergruppen Europas - verbunden mit der einmaligen Möglichkeit, in Rahmen eines fünftägigen Workshops unterschiedliche Arbeitsmethoden kennen zu lernen und gemeinsam, auch mit einer begrenzten Anzahl externer TeilnehmerInnen, mit theatralen, tänzerischen und musikalischen Mitteln zu arbeiten. Eine Abschlusspräsentation ist vorgesehen. Neben den drei WorkshopleiterInnen werden RegisseurInnen und Ensemblemitglieder von Theater Maatwerk, Theater Thikwa und Theater RambaZamba mitwirken.
Workshopleitung: Philippe Flahaut, Regisseur, Cie. Creation Ephemere (F), Julie Stanzak, Tänzerin, Gastregisseurin bei der Cie. de l'Oiseau-Mouche (F), Chris Weinheimer, Musiker, Post No Bills, Theater Hora (CH)

Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung und ausführliche Informationen:
Tel. 030-44315145, info@no-limits-festival.de




Vernissage 10. Oktober · 18.00 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Fotografien von Michael Bause (Köln/D)
Verlorener Grund - Gewonnener Ort


Michael Bause, Fotograf und Fotojournalist, zeigt eine Auswahl seiner Bilder in Berlin. Zu sehen sind einerseits Portraits von Moskauer Performance-Künstlern, entstanden während einer mehrmonatigen Studienreise und Teil des umfassenden Bilderzyklus' "Verlorener Grund - Die Moskau-Kollektion". Technische Revolutionen, politische Marschrichtungen, ästhetische Versatzstücke aus Glanz und Gloria, Elend und Untergang kultureller Traditionen bestimmen diese höchst lebendige Szene, die immer wieder neue Gegenwelten voller Kraft und Utopie erschafft und zudem fasziniert im Umgang mit Körpern und Farben, im Alltag der Künstler, als auch in ihren Werken. Andererseits zeigt die Ausstellung Arbeiten, die das integrative Kunstgeschehen heimischer Gefilde beleuchten. Kurze Momentaufnahmen von Theater Maatwerk, Theater RambaZamba oder den Malern aus Gugging, ebenso wie die Ergebnisse intensiver Zusammenarbeit mit dem Zeitungsprojekt Ohrenkuss, legen eindrucksvoll Zeugnis ab von Ästhetik und Ausdruckskraft der vermeintlich behinderten Künstler - und lassen erahnen, wie wichtig diese integrativen Kulturprojekte auch für die Individuation ihrer Protagonisten sind. Ungewöhnliche Bilder nicht gewöhnlicher Menschen, exklusiv zusammengestellt für NO LIMITS. (Eintritt frei)

Einführung: Dr. Katja de Braganca, Bonn
Musik: Sasha Pushkin, Berlin/St. Petersburg

Ausstellung: 10.-16. Oktober, jeweils ab 12.00 Uhr (Eintritt frei)





10. Oktober · 21.30 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Pushkin Funplugged (D/RUS)
Russian Folk-Funk


Was passiert, wenn man Jahrhunderte altes russisches Liedgut mit modernen Rhythmen aufmischt? Sascha Pushkin aus St. Petersburg und seine Musikerkollegen treiben mit rauer Wodka-Stimme, reichlich Ironie und atemberaubenden Tempi der russischen Seele die Melancholie aus.




11. und 12. Oktober · 19.00 Uhr · Theater RambaZamba/Kulturbrauerei
Theater Hora (Zürich/CH)
Die Lust am Scheitern


Zehn Akteure. Jemand tritt ins Scheinwerferlicht, spielt oder tanzt, singt oder spricht oder nicht. Vielleicht kommt ein Mitspieler hinzu oder nicht oder aber vielleicht ganz viele. Alles kann passieren, von absurdsinnigen Szenen bis zu wilden Klangorgien. Improvisation lustvoll ernstgenommen. Allabendlich wieder bei Null beginnen, auf dass eine wirkliche Begegnung gelinge, zwischen allen zehnen unter dem Mitzittern des Publikums, zwischen den sogenannten geistig behinderten SchauspielerInnen und den sogenannten professionellen Musikern. Offen sein von den Ohren bis zum letzten Hintersinn plus im Herzen eine unermeßlich subversive Lust am Scheitern, dann wird's schön schief gehen! Jede Vorstellung ist ein Unikat und somit einzigartig! In Zusammenarbeit mit den Musikern von Post No Bills. Regie: Beat Fäh und Michael Elber

Mit Unterstützung durch pro helvetia - Schweizer Kulturstiftung





11. Oktober · 20.30 Uhr · Kesselhaus/Kulturbrauerei
Angela Winkler und Nele Winkler lesen Hans Christian Andersen


Angela Winkler gehört zu den großen Stars am Theater und im Film in Deutschland. In den vergangenen Jahren war sie vor allem am Wiener Burgtheater, am Deutschen Theater Berlin und am Berliner Ensemble zu sehen. Zur Zeit ist sie in Inszenierungen von Robert Wilson und Peter Zadek in Berlin zu erleben.

Nele Winkler, ihre mit dem Down-Syndrom geborene Tochter, ist seit Jahren Schauspielerin im Ensemble von Theater RambaZamba. Mit Hauptrollen in der "Weiberrevue" und "Medea" feierte sie weit über die Grenzen Berlins hinaus bei internationalen Gastspielen große Erfolge.

Hans Christian Andersen, vor 200 Jahren geboren, war schon zu Lebzeiten ein europäisches Ereignis. Seither ist der Dichter zum Inbegriff des Märchenerzählers geworden. Dabei leben Andersens Märchen von der leicht verschrobenen Perspektive, die ohne Zauberei Dinge beseelt und Träume wahr werden lässt. Das hässliche Entlein braucht keine gute Fee, um zum Schwan zu werden, und das Mädchen mit den Schwefelhölzchen hat nichts als eine kleine Streichholzflamme, um Schönes zu sehen, und dabei glück- lich zu erfrieren.

"Angela und Nele Winkler werfen zwei sehr unterschiedliche Blicke auf diese so irdische Märchenwelt. (...) Auf verschiedenen Wegen bringen beide das Wunderbare und Fantastische ans Licht, das Andersen in den profanen Geschicken des Alltäglichen entdeckte." (Berliner Zeitung)

Nach der erstmaligen Lesung im Schloß Neuhardenberg präsentiert NO LIMITS die Berlin-Premiere dieses denkwürdigen Andersen-Abends.

Musikalische Begleitung: Ulrike Arzet, Trompete




12. Oktober · 10.00-13.00 Uhr · Literaturwerkstatt Berlin/Kulturbrauerei
Integrative Theaterarbeit in Europa
Colloquium


Seit fast zwei Jahrzehnten gibt es kontinuierlich arbeitende integrative Theatergruppen. Zeit, ein Fazit im Rahmen des Festivals zu ziehen, zu dem Gruppen aus ganz Europa eingeladen sind. Unter der Berücksichtigung des Blickes von außen werden folgende Fragen aufgeworfen: Welches Resümee ziehen Theaterwissenschaftler zu diesem künstlerischen Ansatz? Welche Akzeptanz oder auch Wahrnehmung besteht im Rahmen der Berichterstattung über Aufführungen von integrativen Theatergruppen seitens der Presse? Darüber hinaus wollen wir mit den Gruppen, die inzwischen in Europa eine große Rolle in der künstlerischen Arbeit spielen, diskutieren, welche Arbeitsweisen sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, welche Kooperationen mit Kulturinstitutionen eingegangen werden, wie die Möglichkeiten sich ausgeweitet haben, auf "normalen" Festivals aufzutreten und was ihre Visionen für die Zukunft sind. Moderation: Jutta Schubert, Eucrea Deutschland

Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung und ausführliche Informationen:
Tel. 030-44315145, info@no-limits-festival.de





12.Oktober · 20.30 Uhr · Kesselhaus/Kulturbrauerei
Theater Maatwerk (Rotterdam/NL)
De Vliegende Hollander


Das Drama um den Schiffskapitän, der den Naturgewalten trotzt, Gott lästert, sich dem Teufel andient und zu ewiger Irrfahrt auf den sieben Meeren verdammt wird, bis ihn eine liebende Frau erlöst, ist bekannt. Der fliegende Holländer ist dank Richard Wagner vor allem ein Psycho-Reißer der internationalen Opernwelt. Theater Maatwerk aus Rotterdam bringt den legendären holländischen Sagenstoff in einer schlüssigen wie anrührenden Adaption auf die Theaterbühne. Das renommierteste Ensemble mit geistig behinderten SchauspielerInnen der Niederlande begibt sich auf hohe See, bietet den Stürmen Paroli und hält Ausschau nach jener, seit Jahrhunderten ersehnten Frau, die dem Fluch ein Ende bereitet... Regie: Koert Dekker

In holländischer Sprache.




12. Oktober · 21.30 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Konzert Theater Hora (Zürich/CH)
Up & Down


Ausgangspunkt ist eine wunderliche Melodie, ein Rhythmus, ein kompletter Song oder die Erinnerung an eine nicht mehr zu rekonstruierende, vermutlich fiktive Zusammenarbeit mit den Eagles oder Melissa Etheridge. Davon ausgehend stürzt sich die siebenköpfige Hora-Band ins Unbekannte. Was geht, was bleibt und was kommt? Eigene Stile, Formen und Merkmale entstehen, die Musiker finden eigene Gesetze und erproben ihre Übertretung. Eine Begegnung mit der Welt der Wahrnehmung, der Eigensinnlichkeit, der Berechenbarkeit und erst recht der Unberechenbarkeit. Da gibt es Längen und Gedankenblitze, heisse Rhythmen über kühlendem Wasser, klare Botschaften neben poetischer Verlorenheit. Das sind Songs und Stories über Meerjungfrauen, Wirbelstürme, Mondstaub und sich selbst.

Mit Unterstützung durch pro helvetia - Schweizer Kulturstiftung





13. Oktober · 19.00 Uhr · Theater RambaZamba/Kulturbrauerei
Theater Thikwa (Berlin/D)
Oh mein Gott, wir hatten so viel Spass!
O MÒJ BOZE MIELISMY BARDZO DUZO RADOSCI!


"Am Samstag werd ich den Regen wieder runter nehmen, ich will eine lauwarme Sonne haben, eine orange Sonne." Theater Thikwa zeigt in dieser deutsch-polnischen Tanztheaterproduktion den unterschiedlichen Umgang mit Zeit, vielfältige Auffassungen von Zeit und abwechslungsreiche Stimmungen im Lauf der Jahreszeiten. Dafür entwickelte das Ensemble mit seinen polnischen Gästen Bilder, die zunächst vertraut scheinen, sich aber beim genauen Hinsehen als äußerst abstrakt erweisen. So entstehen kleine Geschichten des Wartens, vom zu früh und zu spät Kommen, von Zeitraub und Zeitgewinn. "Die moderne Physik sagt, dass es eine objektive Zeit nicht gibt, die Zeit ist nur eine der Koordinaten im vierdimensionalen Kontinuum. Dagegen äußert sich die Zeit im konkreten menschlichen Leben als Veränderung von Zuständen. Veränderungen sind meist sprunghaft, dennoch entsteht der Eindruck, dass die Zeit fließt." Die PerformerInnen können in diesem theatralen Experiment über interaktive Objekte Musik und andere Geräusche selbst steuern.
Regie: Manfred Olek Witt




13. Oktober · 20.30 Uhr · Kesselhaus/Kulturbauerei
Compagnie de l´Oiseau-Mouche (Roubaix/F)
Et six Gisèle(s)?


An der Liebe zugrunde gehen, in der Geisterwelt umherirren, durch ein Opfer erlöst werden - das ist im 19. Jahrhundert Gisèles Weg. "Gisèle", das berühmte romantische Ballett, ist Ausgangspunkt der Inszenierung. Ihre Abenteuer werden aus der streng reglementierten Kunstwelt ins 21. Jahrhundert übertragen und in der authentischen Lebenswelt der Schauspieler von Oiseau-Mouche verortet. Das damalige Libretto bleibt fast unverändert, aber es wurde an die heutige Zeit angepasst: Die glatte, langweilige Gisèle der ursprünglichen Fassung erscheint in neuem Licht. Nicht im Rampenlicht eines Theaters, sondern im "Discolight" ... Alles weist in dieser Geschichte darauf hin, dass es sich um ein In-sich-Gefangensein, um eine sadomasochistische Beziehung zwischen Gisèle und Gisèle handelt.

Sechs SchauspielerInnen und TänzerInnen erwecken eine facettenreiche Gisèle zum Leben, setzen sie neu zusammen und verändern sie. Eine Geschichte zwischen Rock und sakraler Musik, zwischen Hoffnung und Wirklichkeit. Eine einzige Figur, mehrere Blickwinkel - Unschuld, Schüchternheit, Widersprüchlichkeit, Wahnsinn, Tragödie und Trash. Sex ist kein Tabu, Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen wird nicht verheimlicht. Statt des heuchlerischen Traums von der perfekten Liebe und dem Märchenprinzen gibt es Liebe als Schleuderware ...

Der Choreograf und Tänzer Cyril Viallon hat die SchauspielerInnen von Oiseau-Mouche, Frankreichs berühmtestem Ensemble mit geistig behinderten KünstlerInnen, mit Tänzerinnen seiner eigenen Compagnie zu einer höchst spannenden und einmaligen Zusammenarbeit vereint. In Kooperation mit der Compagnie les Caryatides.

Es spielen: Jennifer Barrois, Evguénia Chtchelkova, Corinne Masiero, Gérard Dold, Valérie Vincent, Ludovic Waroquier, Choreografie: Cyril Viallon





14. Oktober · 19.30 Uhr · Kesselhaus/Kulturbrauerei
Compagnie de l´Oiseau-Mouche (Roubaix/F)
Personnages
nach Luigi Pirandello


"Man existiert nicht, ohne eine Geschichte zu haben", proklamiert einer der Schauspieler zu Beginn. Sechs Personen erobern die Szene, fordern den Theaterdirektor auf, ihre Geschichte fertigzustellen. Der wiederkehrenden Frage, was sie eigentlich wollen, entgegnen sie: "Leben, leben wie alle anderen!" Nie war Pirandellos "Sechs Personen suchen einen Autor" so verrückt erhellend zu sehen wie in der eindringlichen Adaption der Compagnie de l'Oiseau-Mouche. Was ist das Drama des Lebens? Nicht vorzukommen. "Wer sind Sie? Was wollen Sie?" stoppt Moniseur le Directeur die Eindringlinge in seinem Theater. Keine Zeit verlieren mit Verrückten will der seinodernichtsein-hamletisierende Theaterdirektor, der Beruf des Schauspielers ist eine noble Berufung. Weniger nobel als notwendig ist das Theaterverständnis der unbeirrbar Bleibenden: "Sie haben Angst? Sie wissen doch Moniseur, das Leben ist voll von unzähligen Absurditäten, wir gehen so weit ohne Scham zu sagen, wir selbst sind diese Absurdität. Wir sind echt." Und en passant ist mit sanfter Intensität das Spiel schon Wahrheit geworden, tiefgründig, leise, eigen - eine lebensvolle Poesie. Frankreichs berühmtestes integratives Theaterensemble macht sich frei von moralisierenden Tendenzen, unbeschwert und heiter, auf die Suche nach Entfaltungsmöglichkeiten.

Es spielen: Martial Bourlard, Aurélie Bressy, Anita Delépine, Thierry Dupont, Frédéric Foulon, Hervé Lemeunier, Valérie Szmigielski, Valérie Vincent, Regie: Antonio Viganò, Julie Stanzak

In französischer Sprache mit deutscher Übertitelung. Übertitelung mit Unterstützung durch das Bureau du Théatre et de la Danse.




14. Oktober · 21.30 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Palma Kunkel & Michael Gross (Berlin/D)
Die Mondschnuppe


Der Komponist Michael Gross trifft auf die Kunstfigur Palma Kunkel. Zusammen unternehmen sie eine Reise in die surreale Welt des Unbewussten: Zu der Traumwelt Palma Kunkels schafft Michael Gross elektro-akustische Mit- und Gegenwelten und webt einen Klangteppich, auf dem Palma Kunkel traumwandlerisch, grotesk und wortgewandt tänzelt. Blaue Schnecken, gebratene Fledermäuse, beige Telefone, Begegnungen mit dem Papst oder mit Adolf Hitler - im Traum ist das Unmögliche möglich. Eine Uraufführung frei nach dem Lebensgrundsatz: Wir spinnen ohne Netz.
Text: Annika Krump (alias Palma Kunkel), Musik: Michael Gross





15. und 16. Oktober · 19.00 Uhr · Theater RambaZamba/Kulturbrauerei
Compagnie Création Ephémère (Millau/F)
ZOLL
von Michel Genniaux


ZOLL bedeutet nicht nur die Grenze im eigens für die Compagnie Création Ephémère geschriebenen Stück, sondern auch die Tür - auf der anderen Seite Leben oder Tod. Dazwischen Niemandsland. Ein Ort, an dem sich Aus-der-Norm-Gefallene und Heimatlose aufhalten, Menschen, die aus der Sicht der Anderen nicht fertig, nicht erwünscht sind. ZOLL ist ungefähr die Geschichte des Autors. Herr X macht die Erlebnisse seiner Mutter noch einmal durch. Er ist im Lager Schaffhausen geboren. Er sieht die Gestalten, die sie ihm beschrieben hat, als er noch in ihrem Bauch war. Nach und nach bekommen diese identitätslosen Wesen Körper, schreien ihr Anderssein heraus und füllen den Raum. Sie machen sich auf den Weg, erinnern ihr Leben und gewinnen dadurch Identität. "Nur wer vergessen wird, stirbt", heißt es in Michel Genniaux' Stück, in dem sich auf dem Bühnenrund auch visuell der Lebenskreis schließt und schlussendlich doch noch Utopien entstehen.

Es spielen: Noémie Churlet, David Dijols, Vincent Dubus, Jean-Pierre Escalle, Marie des Neiges Flahaut, Jean-Raymond Gelis, Bernadette Gueguen, Florence Hugot, Maud Kergenmeyer, Vincent Perez, Serge Roussel, Christine Soret, Regie: Philippe Flahaut

"Großartig im darstellerischen, musikalischen und stimmlichen Ausdruck, von unbegrenzter Menschlichkeit. Einzigartig diese geistig behinderten Schauspieler, so treffend, so berührend in ihrer Sprechweise, so poetisch in ihrer Bühnenpräsenz." (L'Alsace)

In französischer Sprache mit teilweiser deutscher Übersetzung.




15. Oktober · 20.30 Uhr · Kesselhaus/Kulturbrauerei
Theatre Workshop (Edinburgh/GB)
The Jasmine Road


The Jasmine Road ist der Weg zum Friedhof von Rafah City in Gaza. Das Theaterstück nimmt uns mit zu den Gefühlen von Menschen, die im Alltag militärischer Besetzung leben. Es verarbeitet zugleich eine wahre Begebenheit, den Tod der Amerikanerin Rachel Corrie, die im Jahr 2003 bei dem Versuch, palästinensische Häuser in Gaza vor dem Abriss zu schützen, ums Leben kam.

Die beiden Protagonisten, ein palästinensischer Flüchtling und eine Studentin, werden gespielt von Marnie Baxter und Nabil Shaban. Als renommiertester behinderter Schauspieler Grossbritanniens, so sagt es das British Film Institute, hat Shaban eine Vielzahl von Rollen in Kino- und TV-Produktionen übernommen. Die arabische Live-Musik stammt von dem Sänger und Oud-Spieler Nafee Mohammed.

Der Autor Ghazi Hussein und der Regisseur Robert Rae werden bei der Deutschland-Premiere anwesend sein.

In englischer Sprache.





15. Oktober · 21.30 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Freddy Fischer & his Cosmic Rocktime Band
Funky-Soulbeat-Schlager


Unterstützt von seinem alten elektronischen Piano und seiner umwerfend echten Cosmic Rocktime Band besingt Freddy Fischer die drei Grundsäulen der menschlichen Existenz: Liebe, Schmerz, Disco und Tanzengehn! Groovige und heiße Funksongs mit deutschem Text, mal glücklich, mal traurig und garantiert immer tanzbar!




16. Oktober · 20.00 Uhr · Palais/Kulturbrauerei
Rufus Beck liest Mark Haddon
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone


Christopher Boone ist 15 Jahre alt, leidet an einer leichten Form des Autismus und geht zur Sonderschule. Von den komplizierten menschlichen Gefühlen versteht er wenig, aber in Mathe und Physik ist er geradezu genial. Er kennt alle Länder und deren Hauptstädte sowie alle Primzahlen bis 7507. Er mag Uniformen und hasst Gelb und Braun, Unordnung, Überraschungen und fremde Menschen. Als er eines Nachts den Pudel der Nachbarin mit einer Mistgabel erstochen im Garten findet, beginnt er Dinge zu tun, die er früher nie gewagt hätte. Er setzt sich über die Verbote seines Vaters hinweg und nimmt streng logisch, wie einst Sherlock Holmes, die Ermittlungen auf. Mark Haddons mehrfach ausgezeichneter Roman war in England ein Sensationserfolg und viele Wochen die Nummer 1 der Bestsellerlisten.

Rufus Beck, Theater- und Filmschauspieler und spätestens seit seinen Hörversionen der Harry-Potter-Bücher auch absoluter Star der Hörbuchszene, präsentiert die kriminalistischen Abenteuer des Christopher Boone kongenial und untermauert seinen einfühlsamen Vortrag mit Musik- und Videosequenzen.




16. Oktober · 21.30 Uhr · NO LIMITS Lounge/Kulturbrauerei
Ausklang NO LIMITS


Nach zehn Tagen Programm mit rund zweihundertfünfzig KünstlerInnen aus acht Ländern an sieben Veranstaltungsorten, nach dreizehn Theateraufführungen, einer Theaterrevue, zwei Performances, zwei Lesungen, vier Konzerten, zwei Ausstellungen, einem Colloquium, drei Workshops - feiern wir uns, feiern wir mit Ihnen, feiern wir zur Musik von DJ Solarkid. Willkommen zum AusKlang. (Eintritt frei)